Anleitung zu Comics pressen und Comics verbessern
von CSS · Veröffentlicht · Aktualisiert
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Comics pressen oder Make Comics great again
Die Anwendung aller Tipps und Ratschläge erfolgt auf eigene Gefahr und gerade am Anfang ist Testen die Devise. Also übt um Himmels Willen bei einem Heft, bei dem es Wurscht ist, wenn ihr es ruinieren solltet.
Wem das Ganze zu viel Text ist, findet im Shopwiki eine Kurzanleitung. Als Anfänger würde ich mir aber die lange Version hier zu Gemüte führen. Die findet ihr hier: https://comicshopsaar.de/shop/Pressen-von-Comics
Bei den Links zu Amazon und Ebay verwende ich Partnerlinks(!)
– bedeutet ich bekomme einen kleinen Prozentanteil beim Kauf, aber das
Produkt wird dadurch nicht teurer. Bei Kauf unterstützt ihr mich also,
was ich ausgesprochen nett fände.
Beim Einkaufen von Comics stößt man automatisch immer wieder auf Exemplare, die bestimmt mehr Wert hätten, wenn sie nicht so heiß geliebt und gelesen worden wären. Zwangsläufig macht man sich Gedanken, wie man etwas am Zustand verbessern könnte, ohne zu Mitteln zu greifen, die als Restauration gelten. Denn das ist bei Sammlern nicht so gerne gesehen und es sollte beim Verkauf angegeben werden.
In den USA hat das professionelle Reinigen und Comic pressen einen weitaus höheren Stellenwert als hierzulande. Dort werden für seltene Exemplare Wiederverkaufspreise erzielt, von denen man bei uns nur träumen kann. Daher lohnt es sich für Profis in diesem Bereich die Dienstleistung der Aufarbeitung und Reinigung anzubieten und manche leben auch (vermutlich) gut davon.
Bei besonders wertvollen Heften kann eine Steigerung in der Comic-Beurteilung direkt einen Betrag ausmachen, der die Reinigung mehr als gerechtfertigt.
Hier also mein kleiner Beitrag mit dem gesammelten Wissen und hilfreichen Links ergänzt mit eigenen Erfahrungswerten.
Vor dem Comics pressen sollte der Comic sauber und von Rückständen befreit sein. Eine Anleitung für grundlegende Reinigungsarbeiten findet ihr in diesem Beitrag.
Comics pressen
Was man braucht:
- Hitze- oder Transferpresse. Normalerweise werden diese für T-Shirt-Gestaltung verwendet. Man kann sie aufgrund ihrer Eigenschaften aber wunderbar „zweckentfremden“.
- Metall– oder Kunststoffplatte mit Löchern. (das Beispiel kann man sich zurechtschneiden) – alternativ sollte auch ein Abstreifgitter für Farbe gehen. Oder Tortenkühler, damit kann man sich sogar mehrere Lagen bauen.
- Sauberes Handtuch
- Backboards, etwas größer als die Comics und passende Plastikhülle (optional)
- Metall/Aluminium-Platten. Halten länger, haben mehr Gewicht und übertragen Wärme besser. Außerdem geben sie weniger nach als Cardboards.
- Kunststoff-Behälter mit Deckel (oder größer wählen)
- „Abstandhalter“ – wackel sicher
- Einweg-Handschuhe um Fingerabdrücke usw. zu vermeiden
- Destilliertes Wasser. Regenwasser oder Wasser aus dem Hahn kann Schmutz oder Kalk enthalten.
- Optional: Luftbefeuchter
- Noch optionaler Dampfglätter (Alternativ Ebay)
Welche Transferpresse nehmen?
Ich denke die tun sich insgesamt nichts, wir reden hier schließlich nicht von Raketentechnik. Wichtig ist eher auf die mögliche Fläche zu achten, sodass man auch größere Comics problemlos pressen kann. Meine hat eine Grundfläche von ungefähr 23 cm x 30 cm und ist somit minimal größer als ein typisches Album.
Will man öfters „verschobene“ Rücken korrigieren, ist etwas größeres sinnvoll. Man bekommt das auch mit meinem Exemplar hin, aber wenn man das Heft komplett ausgebreitet hinlegen kann, wird das zu einem saubereren Ergebnis führen.
Geeignet ist alles, was über eine Temperatur- und Zeiteinstellung verfügt und bei der man auch den Andruckpunkt verstellen kann. Auf die Geräte mit Riesen-Zubehör kann man vermutlich verzichten, es sei denn, ihr habt vor parallel im T-Shirt-Business tätig zu sein.
Ansonsten lest Bewertungen, vor allem die weniger positiven und bildet euch selbst ein Urteil.
Vielleicht kann es ratsam sein, zu einem Markenprodukt wie VEVOR greifen. Die haben eine deutsche Niederlassung und man kann davon ausgehen, dass einem nicht das Haus abfackelt, wenn man sie benutzt. Ja, bei den anderen auch nicht wahrscheinlich, wenn man sich an gewisse Sicherheitsaspekte hält. (keine Gasflasche daneben, nicht in der Badewanne pressen, keine Haustiere damit glätten usw.)
Grundsätzlich aber sollte man die Pressen keinesfalls unbeaufsichtigt betreiben, wenn sie sich im Hitzemodus befindet. Und nach dem Pressvorgang mit Hitze, besser den Ausschalter betätigen.
Das Einweichen
Nach ein paar Tagen herumprobieren habe ich mich für folgenden Aufbau entschieden:
- Kunststoff-Kiste mit Deckel ruhig etwas höher wählen
- Kleine Kunststoffschüsseln – dienen als Abstandshalter und gleichzeitig als Aufnahme für das Wasser.
- Tortenkühler, kommen auf die Schüsseln und darauf die Comics zum Einweichen
- Darüber eine oder mehrere Lagen des gleichen Aufbaus, je nach Höhe der Kiste
Durch die natürliche Verdunstung geht das Wasser direkter in das Comic. Anstatt die Schüsseln direkt auf das Comic zu stellen, kann man hier weitere Tortenkühler oder ähnliches wählen. Die Kühler musste ich meinem Fall auf die Größe der Kisten zurechtschneiden. Das geht nur mit entsprechendem Werkzeug für die Metallbearbeitung. Also auch hier besser direkt auf die richtige Größe achten.
Die Comics kommen bei mir direkt auf das Gitter. Bisher habe ich damit auch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Je nach Wert des Comics kann man die vielleicht auch noch zusätzlich mit Cardboards oder Küchenpapier schützen.
Einweichen für Mutigere
Alternativ kann man auch zu einem kleinen elektrischen Luftbefeuchter greifen. Das hat den Vorteil, dass die Luft in der Kiste gleichmäßiger feucht und auch viel wasserhaltiger wird als durch die einfache Verdunstung. Man füllt den Befeuchter mit destilliertem Wasser, stellt ihn in die Kiste, Deckel drauf und für ca. 3–4 Minuten anwenden. Diese Methode ist etwas rabiater und man sollte mit einem Schrottheft testen, was die optionale Zeit ist.
Einweichen für Danger Freaks
Die (vielleicht) rabiateste, aber auch schnellste Methode zum Einfeuchten ist ein kleiner Dampfglätter (Alternativ hier bei Ebay). Möglichst ein Standgerät wählen, sodass man bei Bedarf beide Hände freihat, um durch die Seiten zu blättern und gleichmäßig zu bedampfen. Hier muss man natürlich äußerst vorsichtig vorgehen und nur leicht und mit genügend Abstand (um die 30 cm bis 45 cm) das Heft eindampfen. Keinesfalls darf das Heft richtig nass werden und es soll nur so angewendet werden, dass die vorher beschriebenen Zustände hinsichtlich Feuchtigkeit erreicht werden.
Manche YouTuber schwören sogar auf diese Methode und weichen nicht in Kisten ein.
Benutzen sollte man auch hier nur destilliertes Wasser.
Ich kann sagen, dass die „Über Nacht“-Einweichmethode effektiver erscheint. Das Heft ist einfach gleichmäßiger feucht und die Pressergebnisse erscheinen mir sauberer.
Ohne Einweichen
Die aufgenommene Feuchtigkeit dient dazu, das Pressen effektiver zu gestalten. Bei Heften, bei denen die Knicke nicht ganz so schlimm sind, kann man ggf. sogar darauf verzichten. Durch das Einweichen erzielt man in der Regel aber bessere Ergebnisse als ohne. Auch hier gilt es ein wenig zu experimentieren und die für sich beste Methode zu finden.
Der Pressvorgang
Jetzt nimmt man Backboards ohne Kunststoffhülle zur Hand. Ein Backboard davon wird in die Mitte des Heftes gelegt, um ihm Stabilität zu verschaffen. Ein Druckerpapier legt man hinter das Cover und eines hinter das Rückcover. Immer alles schön press zum Rücken, aber ohne Gewaltanwendung. Wählt man dieses Papier zu dick, kann es Falten geben.
Lege das Heft auf ein Backboard, alternativ auf die Metallplatte, eines kommt auf das Heft und darüber die andere Metallplatte. Hier darauf achten, dass die Backboards auch wirklich das Heft bedecken und nicht ein Kartonrand auf dem Cover liegt, das führt sonst zu unschönen Kanten.
Das Paket vorsichtig anheben und langsam zur Transferpresse schlendern bzw. alles so auf der Presse aufschichten. Die Presse wird auf eine empfohlene Hitze vorgeheizt, die ist teilweise abhängig vom Papier des Comics.
Ich kombiniere diese Schichtanweisung inzwischen mit 2 Aluminium-Platten, die ich mir bei Ebay zurechtschneiden ließ – passend zu den Abmaßen meiner Transferpresse.
Die Temperatur
Bei meinem ersten Versuch hatte ich nicht darauf geachtet, dass °C anstatt Fahrenheit eingestellt war und dementsprechend war die Temperatur etwas to mutch, das Heft dafür aber recht knusprig. Dies führte leider dazu, dass die Seiten regelrecht miteinander verbackten und die Farbe auch auf die Backboards übergingen.
Die Empfehlungen schwanken etwas in den Videos und gehen von 115 Grad Fahrenheit (ca. 46 °C) bis 165 Grad Fahrenheit (ca. 74 °C). Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Ich habe mich für 64 °C entschieden was ältere Hefte betrifft die keine glänzenden Cover haben. Je nach Modell heizt die Presse vermutlich nicht völlig akkurat auf und die Temperatur wird leicht höher als eingestellt. Also spielt hier etwas mit der Einstellung.
Bei moderneren Heften mit viel Farbe und glattem, glänzendem Cover geht lieber mit etwas weniger Temperatur heran und verwendet eine kürzere Presszeit mit Hitze. Meiner bisherigen Erfahrung nach vertragen z.B. die älteren Williams-Hefte mit dem rauheren Papier etwas mehr Temperatur. Da kann man die 64 °C verwenden.
Die neueren, mit dem glatteren Papier, scheinen etwas empfindlicher. Geht hier mal lieber 5 °C bis 10 °C runter. Stellt mittels der Schraube an der Presse den Andruckpunkt so ein, dass die Presse zwar spürbar mit etwas Widerstand geschlossen wird, aber, ohne dass man hierbei allzu viel Gewalt anwenden muss!
Dann wird ca. 10–15 Minuten mit Hitze gepresst und danach die Heizung oder das Gerät ausgeschaltet. Die Presse bleibt geschlossen und am besten über Nacht für ca. 11–12 h so gelassen. Manche empfehlen sogar 24 h.
Nach Bedarf wiederholt man das Ganze, dreht das Heft aber auf die andere Seite. Also wieder Transferpresse vorheizen, 15 Minuten mit Hitze pressen und eine weitere lange Nacht ohne Hitze für 11–12 Stunden so stehen lassen.
Eine lange Presszeit hat definitiv Einfluss auf das Ergebnis und führt dazu, dass auch stärkere Falten verschwinden.
„Verschobene“ Hefte, verschobener Heftrücken
Kennt man bedauerlicherweise auch zur Genüge. Der eigentliche Rücken des Heftes ist nach vorne gewandert, die Klammern sind nicht mehr an der Seite, sondern befinden sich vorne und das ganze Heft ist verschoben. Auch hier kann mehr Feuchtigkeit und die Transferpresse bei Comics fast schon Wunder bewirken.
Hier dampft der YouTuber Immaculate Comics das Heft erst einmal sein. Danach wird es in der Mitte aufgeklappt und kommt mit dem Bauch auf die T-Shirtpresse. Der Rücken wird von einem dickeren Card-Board bedeckt. Er geht hier mit einer Temperatur von rund 74 °C heran und presst 10 Sekunden lang mit Hitze. Danach ruht es 8 h lang weiter in der Presse ohne weitere Wärmezufuhr.
Nach dieser Zeit wird die Maschine ein paar Sekunden lang erwärmt und die Transferpresse wieder geöffnet. Das Comic wird entnommen und ein dickeres Cardboard in die Mitte des Heftes gelegt. Das benutzt man nun, um das Heft etwas um das Board „zu formen“. Jetzt wird nur der Heftrücken etwas eingedampft.
Das Ganze kommt auf die Transferpresse. Aluminium unten, Cardboard darüber, Comic und wieder ein Cardboard und man presst etwas nach Gutdünken am besten auch noch einmal 5 Minuten mit Wärme, danach über Nacht oder auf Wunschdauer so stehen lassen.
Die eigenen Erfahrungen mit dem Comic pressen
Ich habe mit verschiedenen relativ wertlosen Heften experimentiert und mich dann an ein „wertvolleres“ Heft heran getraut. In diesem Fall ein Williams MAD Heft Nr. 58. Wie man den Bildern entnehmen kann ein recht lädiertes Exemplar mit einigen Knicken und Falten und vor allem ein stark verschobenes Heft, bei dem die Mitte nicht mehr gerade war. Besonders zu erkennen, wenn man das Heft auf die Vorderseite legt.
Zur Pressvorbereitung war das MAD über Nacht in der Kiste mit geschlossenem Deckel. 4 große Tassen mit destilliertem Wasser waren eingefüllt, was ungefähr den öfters empfohlenen „normalen“ 8 Tassen entspricht. Als Resultat stellt man schon fest, dass das Magazin sich etwas anders und etwas feuchter anfühlt. Könnte mehr Flüssigkeit hilfreich sein? Schwer zu sagen, ich denke, es ist in diesem Fall ausreichend, aber ich werde später sicher auch einmal mit etwas mehr testen bzw. auch die Eindampfmethode mit dem Dampfglätter (Alternativ Ebay) ausprobieren.
Nun wird erst der Rand geglättet. Das Heft also auf den Bauch gelegt und mit verschiedenen Backboards bedeckt an dieser Stelle flach gepresst. Da meine Transferpresse etwas klein ist, ragt ein Teil natürlich heraus, was aber nicht das Riesen-Problem darstellt. Natürlich kann eine leichte „Welle“ entstehen. Ob man eine Presse kauft, die das Heft auch aufgeschlagen komplett aufnehmen kann, muss man für sich selbst entscheiden.
Nach der Entnahme lege ich jetzt ein dickes Cardboard in die Mitte und fahre mit einem dickeren runden Gegenstand ´(wie ein Edding oder etwas Ähnliches) die Kante an der Stelle am Heftrand nach und presse das Heft somit über die komplette Kante. Danach wird das Heft eine Runde „normal“ gepresst.
Fazit
Selbst nach einer relativ kurzen Experimentierphase von bisher wenigen Tagen haben mich die Resultate sehr beeindruckt. Mit wenig Aufwand und überschaubarem Equipment kann man besondere Hefte in einen Zustand bringen, der vorzeigbar ist. Bei kleineren Knicken und hochstehendem Heftrücken ist die Vorgehensweise einfach prima.
Natürlich macht man aus einem Schrottheft keinen Z1 Zustand, aber aus einem Z2-3 oder Z2- kann man ein solides Z2er Heft machen und aus einem Z2+ ein Z1-2. Also ein halber Verbesserungspunkt ist definitiv drin und das kann sich durchaus auszahlen.
Ich habe mich nicht immer akribisch an die Zeitvorgaben gehalten. Gerade was das längere Pressen nach dem eigentlichen Heißpressen betrifft, habe ich abgekürzt. Das war aber auch mit dem Hintergrund, dass ich mit weniger wertvollen Heften begonnen habe.
Das kann auch durchaus Sinn ergeben. So habe ich im Schnelldurchgang Rücken begradigt, direkt danach einen ersten Pressdurchgang mit normaler Pressung durchgeführt und das Heft wieder zum Einweichen in die Kiste gepackt. Ein neuerlicher Durchgang einige Stunden später bzw. am nächsten Tag.
Es gibt Videos mit Leuten, die gar nicht „einweichen“ und es werden viele Ansätze gezeigt, die zum Ziel führen. Testet es selber aus, es macht Spaß Hefte zu wieder etwas mehr Glanz und Glorie zu verhelfen.
Auch hier fehlen leider die Youtube-Videos bzw. links dazu. Ansonsten ist auch dies ein sehr wertvoller Beitrag. Danke dafür.
Dankeschön 🙂 – auch hier mal testen mit aktivierten Cookies, dann sollte es gehen. Funktioniert bei mir auf dem Rechner und auch auf dem Smartphone einwandfrei
Hallo,
ich bin nicht der Fachmann, aber was ist ein Backboard und Cardboard?
Danke 🙂
Gruß
Ingo
Backboard ist der festere Karton, der mit dem Comic in die Hülle kommt, um es besser zu schützen. Cardboard ist im Prinzip das gleiche. Jedenfalls für mich. Das kann auch ein anderer Karton sein, wie speziell für die Comicaufbewahrung, da ich den Begriff eher im Kontext des Pressvorgang benutze.