Harry und Platte (Gin und Fizz)



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Harry und Platte (Tif et Tondu) – Die belgische Comicserie im Detail

Ursprung und Konzept der Serie

Die Comicserie Harry und Platte (französisch: Tif et Tondu) ist ein Klassiker der franko-belgischen Comics. Sie wurde 1938 von Fernand Dineur geschaffen und erstmals im Magazin Spirou veröffentlicht. Die Geschichten drehen sich um zwei ungleiche Ermittler:

  • Platte (Tif): Ein kahlköpfiger, besonnener Charakter, der oft analytisch denkt.

  • Harry (Tondu): Ein impulsiver Abenteurer mit vollem Haar, der gerne Risiken eingeht.

Die Serie kombiniert humorvolle Kriminalfälle mit Elementen des Fantastischen und wurde über Jahrzehnte hinweg von verschiedenen Künstlern weitergeführt. Neben klassischen Detektivgeschichten tauchten oft übernatürliche oder futuristische Elemente auf, die der Serie eine besondere Note verliehen.

Wichtige Zeichner und Autoren

Nachdem der Schöpfer Fernand Dineur die Serie ins Leben gerufen hatte, übernahm Willy Maltaite (Will) ab 1948 die Zeichnungen und führte die Serie zu ihrem Erfolg. Die Szenarien wurden im Laufe der Zeit von verschiedenen Autoren geprägt:

  • Maurice Rosy (1955–1968): Einführung des ikonischen Bösewichts Monsieur Choc, einem maskierten Kriminellen mit großem Einfluss in der Unterwelt.

  • Maurice Tillieux (1968–1978): Fokussierung auf klassische Detektivgeschichten mit ausgeklügelten Plots und mehr Realismus.

  • Stephen Desberg (1979–1990): Integration politischer und fantastischer Elemente sowie die Vertiefung der Charakterentwicklung.

Die wichtigsten Abenteuer von Harry und Platte

Im Laufe der Jahre erlebten Harry und Platte zahlreiche spannende Abenteuer. Zu den bekanntesten Geschichten gehören:

  • "Der Schatten von Monsieur Choc" (Le Reflet de Choc) – Ein Duell mit ihrem wohl berühmtesten Gegenspieler, dem mysteriösen Monsieur Choc.

  • "Gefahr aus der Tiefe" (Le Roc maudit) – Eine düstere Geschichte über eine geheime Unterwasserbasis.

  • "Die Spur des Goldenen Skorpions" (Sorti des abîmes) – Ein Fall mit archäologischen Rätseln und gefährlichen Gegnern.

  • "Die Stadt ohne Namen" (La Ville sans Nom) – Eine surreale Story, in der die Helden eine mysteriöse, menschenleere Stadt erkunden.

Stilistische Entwicklung

Während die frühen Geschichten von Dineur noch recht einfach gehalten waren, wurde die Serie unter Will und seinen Nachfolgern immer detaillierter. Besonders ab den 1960er-Jahren erreichte der Zeichenstil ein hohes Niveau, vergleichbar mit anderen Klassikern wie Spirou et Fantasio oder Blake und Mortimer.

Die Geschichten wurden komplexer, düsterer und oft gesellschaftskritisch, insbesondere in der Ära Desberg. Dennoch blieb der humorvolle Unterton erhalten, der die Serie von anderen Detektivcomics unterschied.

Beliebtheit und deutsche Veröffentlichungen

Die Serie erfreute sich besonders in Belgien und Frankreich großer Beliebtheit. In Deutschland erschienen die Comics unter verschiedenen Titeln:

  • Gin und Fizz – Erstmals in den 1970er-Jahren beim Kauka-Verlag, mit teils veränderten Namen und Dialogen.

  • Harry und Platte – Spätere Veröffentlichungen unter diesem Namen in Sammlerausgaben und Neuauflagen.

Einfluss und Vermächtnis

Tif et Tondu gehört zu den langlebigsten Serien der Spirou-Tradition und hat Generationen von Lesern geprägt. Die Kombination aus humorvollem Erzählen, spannenden Kriminalfällen und einem ikonischen Zeichenstil macht die Serie auch heute noch beliebt.

Obwohl keine neuen Abenteuer mehr erscheinen, bleibt die Serie ein wichtiger Bestandteil der franko-belgischen Comicgeschichte. Zahlreiche Neuauflagen sorgen dafür, dass die Geschichten auch heute noch neue Fans finden.