Hansrudi Wäscher - der produktivste deutsche Comic-Zeichner

Gut, wenn man es genau nimmt, war Hansrudi Wäscher halber Schweizer. 1928 in St. Gallen geboren und Sohn eines Deutschen sowie einer Schweizerin, die mit der Heirat auch die deutsche Staatsbürgerschaft annahm.

Die ersten Jahre lebte er in der Schweiz, zog mit seinen Eltern nach Lugano, wo er auch das erste Mal Kontakt mit Comics bekam. 1940 siedelte die Familie dann nach Hannover. Nach der Schule begann er eine Lehre als Plakatmaler bzw. „Gebrauchswerber“ und arbeitete auch eine Zeitlang in diesem Beruf. Er entschied sich dann aber für ein mehrsemestriges Studium der Gebrauchsgrafik an der Werkkunstschule in Hannover. Während und teilweise auch nach diesem Studium verdiente er seinen Lebensunterhalt als Illustrator für Zeitschriften und auch als Plakatmaler für diverse Kinofilme.

Ab 1953 arbeitete er als Comiczeichner für den Walter Lehning Verlag und schuf eine ganze Reihe von Comic-Helden, die ihre Abenteuer in den unterschiedlichsten Umgebungen erlebten. Zu den bekanntesten gehören die Ritter-Geschichten um Sigurd und Falk, die Dschungelabenteuer von Tibor und in den Weltraum schickte er Nick, den Pionier des Weltalls.

Wäscher kann man ruhigen Gewissens als einen der produktivsten Comic-Zeichner aller Zeiten betiteln. In den fünfziger und sechziger Jahren betreute er teilweise bis zu 4 wöchentlich erscheinende Serien gleichzeitig und schuf manchmal ein komplettes Heft an einem einzigen Tag.

Man kann ihm vielleicht vorwerfen, dass sich gerade die Gesichter seiner Titelhelden oft nur durch die Frisur oder Haarfarbe voneinander unterschieden. Wie er aber selbst von sich einmal gesagt hat ist, dass er zwar selbst versucht habe, hier mehr Abwechslung einzubringen, ihm es aber nicht gelungen ist.

Er sah sich selbst mehr als Handwerker, als ein Künstler. Seine Abenteuer entstanden aus Spaß an der Arbeit und nicht, weil er zeitlose Kunst schaffen wollte. Wäscher ging bei seinen Werken der Comic-Welt in seiner bescheidenen Art davon aus, dass er Gebrauchsgegenstände schuf, die nach einer gewissen Zeit im Müll landen und nicht für die Ewigkeit gedacht waren.

Inhaltlich war Wäscher ein Meister des Cliffhangers. Das war vielleicht auch etwas dem Umstand geschuldet, dass die ersten Abenteuer im kleinen (und inhaltlich kurzem) Piccolo-Format erschienen und der Verlag natürlich darauf bedacht war, möglichst auch die Nachfolge-Hefte zu verkaufen.

Seine Erzähl- und Darstellungsformen ähneln von der Erzählweise her den japanischen Mangas, auch wenn eine Beeinflussung vermutlich eher ausgeschlossen werden kann. Seine Architektur der Seiten und die Dynamik seiner Zeichnungen kann man aber auch aus heutiger Sicht als durchaus modern bezeichnen.

Die Helden seiner Story sind charakterlich immer sehr ähnlich: Es handelt sich um Menschen, die für das Gute eintreten und einen hohen moralischen Standpunkt einnehmen. Komplizierte, widersprüchliche Personen findet man hier nicht. Das hat sicherlich mit der Entstehungszeit zu tun als auch mit dem eher kindlicheren Publikum, das mit solchen Ideen eher überfordert gewesen sein dürfte.

In seiner langen Schaffenszeit entstanden viele weitere Geschichten und Serien. Dazu gehören:

  • Akim
  • Titanus
  • Gert
  • Roy Stark
  • Bob und Ben
  • Buffalo Bill
  • Fenrir
  • Jörg
  • Nizar

Im Jahr 1969 wechselte Wäscher vom Lehning Verlag zu Bastei und zeichnete dort die Western-Serie Buffalo Bill. Diese Geschichten erschienen in der Heftserie Lasso, wo sich verschiedene Helden mit den Abenteuern der Titelserie als Zweitgeschichte abwechselnden. Ab 1975 erhielt Buffalo Bill dann seine eigene Heftreihe, für die Wäscher 145 Abenteuer kreierte.

Auch für einige Gruselgeschichten lieferte er passenden Stoff: Für die Serie „Gespenster Geschichten“ entwarf Wäscher 49 Episoden. Die Hefte – vor allem, wenn das Cover von ihm stammt – sind heute recht gesucht und begehrt in Sammlerkreisen.

Alle Ausgaben dieser Geschichten erfuhren – inklusive zwei bisher unveröffentlichten Gruselstorys – eine Neuauflage im Hardcover-Format im Norbert Hethke Verlag. Hier lautete der Titel „Unglaubliche Abenteuer“. Insgesamt erschienen 8 Alben.

Rechts im Bild der erste Band dieser Ausgaben. Wie man auf den ersten Blick erkennt, Zeichnungen im unverwechselbaren Wäscher-Stil.

Hansrudi Wäscher Originalzeichnungen werden im Internet auf verschiedenen Seiten, insbesondere Ebay regelmäßig gehandelt bzw. sind dort erhältlich. Die Preise halten sich hierbei sogar noch einigermaßen im Rahmen und sind nicht übertrieben teuer.

Das kann mit seiner enormen Schaffenskraft und der großen Anzahl seiner Bilder zu tun haben, vielleicht auch mit nachlassendem Bekanntheitsgrad.

Hansrudi Wäscher ist am 07.01.2016 im Alter von 87 Jahren gestorben.

Hansrudi Wäscher

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