Silberpfeil

Silberpfeil Comics von Bastei


Zwischen 1969 und 1988 erschien in Deutschland der Westerncomic "Silberpfeil", der die Abenteuer des jungen Kiowa-Häuptlings Silberpfeil und seines weißen Blutsbruders Falk erzählt. Zwischen 1969 und 1988 wurden zahlreiche Hefte veröffentlicht, die auch in Doppelbänden und Sonderausgaben erschienen. Neben der Hauptreihe gab es zwischen 1981 und 1984 Taschenbücher, die die Geschichten von Silberpfeil weiterführten.

Mit insgesamt 768 Ausgaben und 19 Taschenbüchern war diese Serie eine der langlebigsten des Bastei Verlags. Der Schöpfer von "Silberpfeil" war der in Antwerpen geborene Künstler François "Frank" Sels, der zuvor für das Studio von Willy Vandersteen tätig war.

Erstmals wurde "Silberpfeil" 1966 in einem flämischen Magazin veröffentlicht, doch ab 1969 wurde der Comic exklusiv für den Bastei Verlag produziert. Die ersten Geschichten erschienen ab Januar 1969 als Fortsetzungen in dem Comicmagazin „Felix“. Im Juni 1970 erhielt der Titelheld dann sein eigenes, wöchentlich erscheinendes Heft. Die Reihe entwickelte sich in Deutschland rasch zu einem Bestseller

Silberpfeil und Falk waren die Hauptfiguren, jedoch erfreute sich ihre Begleiterin, die Indianerin Mondkind, besonderer Beliebtheit bei der vorwiegend männlichen Leserschaft, teils wegen ihrer freizügigen Darstellung, die zu jener Zeit ungewöhnlich war. Bis in die frühen 1980er Jahre erlebte der Bastei Verlag einen Absatzrückgang, der eine Konsolidierung einschließlich der Zusammenlegung der beiden Jugendredaktionen erforderte, was eine Umstrukturierung in der Redaktionsleitung zur Folge hatte.



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Die Publikationsgeschichte der Comicserie Silberpfeil

Silberpfeil, „Der junge Häuptling“, ist eine der beliebtesten deutschen Comicserien, die ihre Anfänge bereits vor ihrer Fortsetzung durch den Bastei-Verlag hatte. Ursprünglich wurde die Serie vom Lehning Verlag veröffentlicht, der für seine Piccolo-Comicformate bekannt war. Silberpfeil hat durch seine spannenden Abenteuer im Wilden Westen, wo er als mutiger Häuptling für Gerechtigkeit kämpft, Generationen von Lesern begeistert.

Ursprung der Figur und Lehning-Veröffentlichungen (1957–1960)

Die ersten Comics unter dem Titel „Silberpfeil – Im wilden Westen“ erschienen von 1957 bis 1960 beim Walter Lehning Verlag. Diese frühe Serie handelte bereits von einem jungen Indianer (Namensgeber Silberpfeil) und wurde anfänglich vom italienischen Zeichner Benedetto Resio, später vom Deutschen Walter Kellermann illustriert. Charakteristisch für die Lehning-Hefte war das Piccoloformat – kleinformatige Heftchen in Schwarz-Weiß-Druck. Trotz des handlichen Formats waren die Auflagen beachtlich: Laut Verlagsangaben wurden pro Heft rund 110.000 Exemplare gedruckt.

Inhaltlich basierten die ersten Ausgaben der Lehning-Reihe auf der italienischen Comicserie „Der rote Adler“, die Lehning bereits 1953/54 publiziert hatte. Für die Veröffentlichung als Silberpfeil passte man jedoch das Titelbild an – kein Geringerer als Hansrudi Wäscher (bekannt für Serien wie Sigurd und Falk) zeichnete neue Titelbilder für die deutschen Hefte. Nachdem der italienische Lizenzgeber seine Serie mit Band 51 abschloss, entschied sich Lehning, ab Heft 51 eigene Geschichten zu produzieren. Ab diesem Zeitpunkt übernahm Walter Kellermann vollständig die zeichnerische Arbeit von Resio und führte die Reihe mit neuen Abenteuern fort. Insgesamt veröffentlichte der Lehning Verlag 165 Piccolo-Hefte der Serie Silberpfeil – Im wilden Westen bis zur Einstellung 1960.

Die Bastei-Serie Silberpfeil – Der junge Häuptling (1970–1988)

Handlung und Hauptfiguren der Bastei-Serie

Einen Neustart erlebte Silberpfeil ab 1970 beim Bastei-Verlag unter dem Untertitel „Der junge Häuptling“. Im Mittelpunkt steht hier der junge Kiowa-Indianer Silberpfeil, der zusammen mit seinem weißen Blutsbruder Falk, der jungen Squaw Mondkind und sogar einem zahmen Puma namens Tinka zahlreiche Abenteuer in der Prärie erlebt. Häufig zur Seite stehen ihnen zwei kauzige Trapper, Jed und Harry, die für humorvolle Einlagen sorgen. Auch weitere Figuren tauchen immer wieder auf, etwa Falks Onkel Jim Kent sowie die Freunde Jeremias und Endo. Die Geschichten orientieren sich vom Stil her an den populären Western von Karl May: So verwundert es nicht, dass die Figurenkonstellation – edler Indianerhäuptling, treuer weißer Freund, einfühlsame Indianerin und skurrile Trapper – bei deutschen Winnetou-Fans sehr gut ankam. Tatsächlich ließen Anleihen an Karl Mays Charaktere die Serie vertraut wirken. Ein besonderes Highlight war der Gastauftritt von Winnetou und Old Shatterhand in Heft 62, sowie ein Crossover mit den berühmten Cartwrights aus der TV-Westernserie Bonanza Anfang der 1970er Jahre. Insgesamt bot Silberpfeil – Der junge Häuptling actionreiche und farbenfroh gezeichnete Western-Abenteuer in realistischem Zeichenstil, die eine ganze Generation junger Leser in ihren Bann zogen.

Veröffentlichung im Bastei-Verlag: Umfang und Formate

Die Silberpfeil–Hefte entwickelten sich schnell zu einem zentralen Pfeiler im Bastei-Comicprogramm. Ihren ersten Auftritt hatten die neuen Silberpfeil-Geschichten bereits 1969 in der Comiczeitschrift Felix (dort startete eine Fortsetzungsgeschichte ab Ausgabe 534 im Januar 1969). Aufgrund des Erfolgs in Felix bekam Silberpfeil schon im Juni 1970 eine eigene Heftserie. Anfangs erschien das eigenständige Silberpfeil-Heft zweiwöchentlich, ab Heftnummer 90 stellte Bastei auf einen wöchentlichen Erscheinungsrhythmus um. Die Hefte im üblichen Großformat (vollfarbig, ca. 32 Seiten) kosteten anfangs 0,90 DM und im Verlauf der Jahre bis zu 2,00 DM pro Ausgabe. Von 1970 bis 1988 wurden insgesamt 768 Einzelhefte veröffentlicht – eine beeindruckende Anzahl, die die Popularität der Reihe unterstreicht. (In der Zählung ist allerdings zu beachten, dass Heft Nummer 640 planungsbedingt nicht erschien, sodass tatsächlich 767 Hefte vorlagen.) Gegen Ende der Laufzeit griff der Verlag vermehrt auf Nachdrucke früherer Geschichten zurück, da neues Material knapper wurde.

Autoren und Zeichner hinter Silberpfeil

Die kreative Verantwortung für Silberpfeil lag in den verschiedenen Phasen bei unterschiedlichen Teams. Erfinder und Hauptzeichner der Bastei-Serie Silberpfeil – Der junge Häuptling war der flämische Comic-Künstler Frank Sels, dessen Studio den Großteil der Geschichten produzierte. Sels, der zuvor für das Vandersteen-Studio an der ähnlichen Tierwestern-Serie Bessy mitgearbeitet hatte, wurde von Bastei als Zeichner verpflichtet und galt aufgrund seines enormen Arbeitspensums als „schnellster Comiczeichner Europas“. Mit seinem Studio Sels schuf er ab 1969 nahezu im Wochentakt neue Silberpfeil-Episoden (rund 28 Comic-Seiten pro Woche). Unterstützung erhielt Frank Sels im Laufe der Jahre von diversen Co-Zeichnern und Tuschern, darunter Claus Scholz (Mitarbeit 1973–1980) und anderen belgischen Künstlern seines Teams. Die Text-Skripte stammten überwiegend von Hugo Renaerts, einem belgischen Autor, der eng mit Sels zusammenarbeitete. Renaerts’ Ehefrau Greet Liégeois steuerte ebenfalls Zeichnungen zu einigen Episoden bei. Die Titelbilder der deutschen Hefte wurden häufig vom spanischen Studio Ortega gestaltet, um den Heften ein markantes Cover zu geben.

Auch die Lehning-Serie hatte international und national bekannte Künstler: So wurde der frühe Silberpfeil (1957–60) zunächst vom Italiener Benedetto Resio gezeichnet und anschließend vom deutschen Zeichner Walter Kellermann fortgeführt. Kellermann passte auch die italienischen Vorlagen an den deutschen Geschmack an. Die Umschlagbilder der ersten Lehning-Hefte stammten – wie erwähnt – von Hansrudi Wäscher, der dem Titelhelden damit ein vertrautes Gesicht gab.

Frank Sels führte die Bastei-Serie bis Mitte der 1980er Jahre. Die Arbeitsbelastung und Eingriffe des Verlags führten jedoch zu Spannungen: Bastei ließ mitunter Seiten kürzen, Dialoge ändern oder beauftragte ohne Sels’ Beteiligung externe Zeichner mit Episoden, was Sels verärgerte. 1986 beendete Frank Sels tragischerweise sein Leben (er verstarb im Dezember 1986 im Alter von 44 Jahren). Kurz zuvor hatte Bastei bereits entschieden, keine neuen Silberpfeil-Geschichten mehr produzieren zu lassen – nach rund 700 veröffentlichten Storys ging man zu Nachabdrucken über. Die letzten zwei Jahrgänge der Heftreihe (1987–1988) bestanden größtenteils aus Wiederholungen, ehe Silberpfeil – Der junge Häuptling Ende 1988 endgültig eingestellt wurde.

Neuauflagen, Sammlerausgaben und internationale Veröffentlichungen

Die Popularität von Silberpfeil führte dazu, dass sowohl die alten Lehning-Geschichten als auch die Bastei-Abenteuer in späteren Jahren neu aufgelegt wurden. Mitte der 1980er erlebte der Lehning-Silberpfeil eine Renaissance: Ab 1985 begann der Comic Club Hannover (CCH) damit, die Piccolo-Hefte von 1 bis 50 originalgetreu nachzudrucken. Ab Band 51 übernahm der Norbert Dargatz Verlag die Edition und setzte sie bis Band 165 fort – damit waren alle Ausgaben der originalen Lehning-Reihe neu aufgelegt. Doch dabei blieb es nicht: Die Hefte 166 bis 186 dieser Nachdruck-Serie enthielten „Neue Abenteuer“, also zusätzliche Silberpfeil-Geschichten im Piccoloformat, die eigens von Walter Kellermann in den 1980er Jahren neu gezeichnet wurden. Auf diese Weise wurde das Lehning-Erbe gepflegt und sogar erweitert.

Auch die Bastei-Serie wurde für Sammler attraktiv: 2006 startete der Wick Verlag eine aufwendige Sammleredition der frühen Silberpfeil-Abenteuer. Diese Edition zeichnet sich durch ein einheitliches Layout mit weißem Titelschriftzug aus und enthält neugestaltete Titelbilder von Ersel (Ernst Sels) – dem Sohn des Originalzeichners Frank Sels. So lebt die Legende von Silberpfeil in bibliophiler Form weiter.

International fand Silberpfeil ebenfalls Verbreitung. In Belgien und den Niederlanden erschienen die Geschichten in den 1970er Jahren unter dem Titel „De Zilverpijl“ (Flämisch/Niederländisch für „Der Sil(pfeil“), teilweise in Comic-Magazinen wie Ohee!. In Skandinavien wurde Silberpfeil noch populärer: In Norwegen, Schweden und Finnland kennt man den jungen Häuptling als „Sølvpilen“ (norwegisch), „Silverpilen“ (schwedisch) bzw. „Hopeanuoli“ (finnisch). Besonders in Norwegen war die Nachfrage so groß, dass dort noch lange Zeit Hefte von Sølvpilen erschienen – teils als Nachdrucke der deutschen Geschichten. Damit hat Silberpfeil nicht nur in Deutschland, sondern auch international nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Fazit: Silberpfeil blickt auf eine einzigartige Publikationsgeschichte zurück – von den kleinformatigen Lehning-Heftchen der späten 1950er über den Siegeszug als farbige Bastei-Heftserie in den 1970/80er Jahren bis hin zu modernen Nachdruck-Ausgaben für Nostalgiker. Die Kombination aus fesselnden Western-Abenteuern, markanten Figuren und einer geschickten Publikationsstrategie machte Silberpfeil zu einem Klassiker der deutschen Comicgeschichte. Durch seine verschiedenen Inkarnationen und die Arbeit talentierter Zeichner wie Frank Sels hat der „junge Häuptling“ Silberpfeil Generationen von Lesern begeistert – und wird dank liebevoller Neuauflagen auch weiterhin in Erinnerung bleiben.